Artikel aus der SÜDTIROLER WIRTSCHAFTSZEITUNG vom 07.02.2020
Interview von Traudi Messini
Manche Dinge kann man nicht erklären
Traudi Messini: Sie sind ein Meister der Abstraktion. Was hat Sie dazu veranlasst, sich wieder der menschlichen Figur zuzuwenden?
Thaddäus Salcher: Große Meister hat es immer gegeben … Ich bin gerade in meiner bis dato größten Schaffensperiode, und fühle mich nie ausgelernt. Somit bin ich noch kein Meister. Für die Ausstellung in München wollte ich eigentlich das tun, was ich kontinuierlich tue, nämlich einen Blick auf die Welt werfen, und versuchen, zu begreifen. Ausgehend vom Erlernen des Handwerks als Holzbildhauer habe ich die großen Meister nachgeahmt, und anschließend die Natur als Ausgangspunkt meiner Interpretation verwendet. Ich habe dann immer mehr reduziert, und mich aufs Wesentliche konzentriert, und somit die Abstraktion sehr weit getrieben. Ich merkte schon früh, dass das Reduzieren und das Weglassen für mich eine Gratwanderung sind. Oft ist weniger mehr, aber nicht immer … Irgendwann griff ich zu älteren Arbeiten von mir und interpretierte diese für mich neu. Nicht die Figur ist für mich immer ein zentrales Thema, sondern der Mensch an sich, sei es in der abstrakten als auch in der figurativen Formensprache. Manchmal kann ein Schritt zurück sogar ein Schritt nach vorne sein.
Beim ersten Hinsehen würde ich meinen, dass die in München gezeigten
Figuren allesamt Frauengestalten sind. Ist das richtig?
Ich habe das für mich habe gar nicht definiert, da ich mich ja auf den Menschen an sich konzentriere. Die äußere Form ergibt sich einfach von selbst. Manche Dinge kann man nicht erklären – und die behalten ihren Reiz.
Die Gestalten wirken alle sehr einsam. Drückt das eine Grundstimmung in Ihrer Kunst aus?
Einige Arbeiten stammen aus meiner letzten Ausstellung im alten Gefängnis von Kaltern. Dafür hatte ich den Ort und seine Geschichte aufgegriffen, und es entstanden die Arbeiten „Gefangen sein, mit seinen Gedanken in sich selbst versunken“. Das Sehen an sich ist ein Nachdenken über die Welt. Das Schöne in der bildenden Kunst ist, dass diese sich nicht selber mit Worten erklären muss, es geht mehr um Gefühle.
Was hat Sie veranlasst, Robert Bosisio mit in die Ausstellung zu nehmen?
Was mich an Robert fasziniert, ist das Geheimnisvolle in seinen Bildern. Ein verschleierter Bezug zu einer … Wirklichkeit. Für mich ist er einer der größten Maler, die ich kenne. Und ich bin froh, dass er mein Angebot, mit mir auszustellen, angenommen hat.
Seit wann sind Sie bei der Galerie an der Pinakothek der Moderne / Barbara Ruetz? Wie intensiv ist die Zusammenarbeit?
Ich kenne Barbara Ruetz seit ca. sechs Jahren. Damals besuchte sie mich in meinem Atelier in Pufels. Sie bot mir gleich eine Ausstellung in ihrer Galerie. Seit damals sind wir gut befreundet und im ständigen Kontakt. Sie hat mich immer wieder in ihr Programm aufgenommen, und vertritt mich in München und auf diversen Kunstmessen. Ich bin darüber sehr froh.