Dénesh Ghyczy

Dénesh Ghyczy

Sweet Serenity – Gedanken zu meiner aktuellen Arbeit

Unsere Wahrnehmung ist größtenteils eine Illusion. Mich interessiert die
Wirklichkeit, die „hinter“ der rein visuellen Abbildung liegt. Deswegen
habe ich eine Bildsprache entwickelt, bei der sich die Darstellung
aufzulösen scheint. Wie das Abblättern von alten Farbschichten an einer
Wand. Eine Patina, die das Fortschreiten der Zeit sichtbar macht.
Verwitterungsschicht. Vergänglichkeit. Alles ist ständig im Wandel.
Unsere Gegenwart ist im besonderen Maße von Unsicherheit und Gefahr
gekennzeichnet. Eine der möglichen Folgen davon, ist der Rückzug ins
Private, der durch den Lockdown kollektiv verordnet wurde. Er findet
jedoch ohnehin statt, da wir Vieles von Zuhause aus über das Internet
erledigen können.
Das Alleinsein kann auch als Luxus gesehen werden, den sich nicht jeder
leisten kann. Sonnenlicht und viel Raum, darin üppige Vegetation und Zeit
für sich selbst. Die Botanischen Gärten, Wintergärten und
lichtdurchfluteten Räume sind für mich Sinnbilder des Verlangens nach
einem idealen Ort. Vor allem in den Botanischen Gärten wird die
Zeitlosigkeit sichtbar. Geschützt vor klimatischen Veränderungen, kann
sich die Vegetation frei entwickeln. Einem künstlichen Biotop gleich, als
wären wir auf einem fremden Planeten.
Für junge Menschen allerdings kann sich dieses in Innenräumen
abspielende, scheinbar zeitlose Dasein, zu Überdruss und Langeweile
führen.
Soziale Medien wie beispielsweise Instagram und Facebook kreieren eine
fiktive Wirklichkeit, indem sie das äußere Erscheinungsbild beschönigen.
Meine Sujets finde ich vor allem in der Bilderflut dieser Medien, die eine
scheinbar kollektive Sehnsucht nach visueller Verführung hervorbringen.
Sich dessen bewusst zu werden, bedeutet auch eine gewisse Enttäuschung zuzulassen. Das kann zu einer möglichen Melancholie führen,
der ich eine meditative und kontemplative Haltung entgegensetze.
Wiederkehrende Motive in meinen Bildern sind daher Menschen, die an
Orten des Rückzuges und der Besinnung lesen oder nachdenken,
geschützt oder abgeschirmt durch Glas. Fensterscheiben als Lichtquelle,
transparent und trennend in einem. Wobei sich die Frage stellt, was ist
innen, was ist außen, und wer ist vor oder hinter dem Glas?
Mit einer gewissen Ästhetik und würdevoller Gelassenheit möchte ich der
scheinbaren Unvermeidlichkeit der Illusion begegnen, sie gleichzeitig
hinterfragen, ohne dabei auf ihrer glatten Oberfläche zu verharren.
(Dénesh Ghyczy)

Möchten Sie weitere Informationen zu Dénesh Ghyczy erhalten, oder einen Besichtigungstermin vereinbaren?

    »Ja, bitte senden Sie mir Informationen zu.«