Jul 4, 2007

Vom Sehen und Finden der Kunst

in category Presseartikel
Artikel aus dem Magazin »Mundus« Juli 2007
Text von Dr. Melanie Klier

»Zweifelsfrei – sie kultiviert das Unkonventionelle. Barbara Ruetz ist Galeristin, Geschäftsfrau und Leiterin zweier Unternehmen in einer Person. Offen für talentierte Newcomer, mit klarem Fokus, energisch. Wenn sie modernde Kunst aus Korea ausstellt, lädt sie zur Preview zum gesetzten Essen mit koreanischen Gerichten. Sie hat Architektur und Betriebswirtschaft studiert. Einen Meistertitel als Bildeinrahmerin erlangt. Auch hier Stringenz. Sie weiss wovon sie spricht. Ihre Liebe gilt der Skulptur.

Kunstmessenbesuche in London, Basel, New York gehören zum gängigen Procedere in der Galeristenbranche. Barbara Ruetz setzt ihm großes Interesse für ganz kleine, auch unbekannte Ausstellungsplattformen entgegen. In Konsequenz baut sie für ihren weltweiten Galerie-Erfolg bewusst nicht auf die etablierten Größen der zeitgenössischen Kunst. Mit sicherem Gespür für das Noch-Nicht-Gesehene, ästhetisch Überzeugende forscht sie nach Künstlern, die auf dem besten Weg sind berühmt zu werden. Durchaus in ihrer Heimat von Immanenz. In Deutschland allerdings unentdeckt. Wie die Koreanerin Kim Mi Kyoung.

Das Portfolio der Galerie ist voll von inzwischen klingenden Namen aus Italien, England, Spanien. Antonio und Marco Tamburro, Andrea Rossi, Carlos Mata. Deutschland ist unter anderem vertreten mit Carsten Weitzmanns Pop-Art-Überblendungen, Kaltnadelradierungen von Erika Hegewisch oder Klaus H. Hartmanns schlanken, organisch rankenden Stahlstehlen. Barbara Ruetz vertritt viele ihrer Künstler über einen langen Zeitraum hinweg. So auch die Malerin Susanne Zuehlke, mit deren abstrakten Landschaften ein Teil der nächsten Ausstellung bestritten wird. Der andere mit den „kavexen“ Stahlskulpturen von Herbert Mehler.

In diesem Jahr hatte die Galeristin bereits auf der art Karlsruhe mit Zuehlkes lebendigem Bildgefüge, verquickt mit den unmittelbaren Tier-Mensch-Holzskulpturen von Christian Rösner, Eindruck gemacht. Nicht zuletzt, weil sie ihrem Galerie-Konzept treu geblieben ist: Der Präsentation von Skulptur und Malerei. Stets in strikt getrennten Ereignisräumen. Verstanden als Kontrapunkt, Ergänzung, gegenseitige Intensivierung.

Mit einem mutigen Programm fernab von Mainstream der Kunstbranche setzt Barbara Ruetz mit ihrer „Galerie an der Pinakothek der Moderne“ spannende Akzente. Ein Augenschmaus. Besonders für Freunde der zeitgenössischen Skulptur.

In ihren Anfängen, vor gut 15 Jahren, war es Barbara Ruetz weder mit den räumlichen Gegebenheiten der ersten Galerie im Glockenbachviertel noch mit der zweiten am Viktualienmarkt möglich, dem Faible für Haptisches, Raumgreifendes angemessen Platz zu verschaffen. Erst vor vier Jahren, mit den neuen Räumen in der Gabelsbergerstrasse 7 – aufwendig umgebaut und konzipiert -, konnte sie endlich einen Skulpturenraum wunschgemäß realisieren. Jenen Ort, an dem die Kunstwerke eigene Kraft entwickeln. Holz, Stein, Bronze, Glas oder Stahl. Auf klaren Böden. Großzügiger Fläche. Schnörkellos und unverstellt.

Immer wieder reist die faszinierende Galeristin vor Ort. Bestaunt wie Peter Heesch in seinem Atelier die Klarheit des Steins herausstellt. Fragt nach, wie sie entstehen, die Bleistiftgebilde von Kerstin Schulz. Beobachtet, wie Rösner mit der Kettensäge dem Holz zu Leibe rückt. Und – lässt sich entführen in ferne Welten. Sogar bis an den Süd- und Nordpol. Über die Kunst, jedenfalls: Wenn der Expeditionsmaler Gerhard Riesbeck über seine Arktisreisen berichtet, dann stellt sich Barbara Ruetz vor, mit wem sie die stimmungsgewaltigen Ölgemälde, die von der Schönheit des Eises in der ungeheuerlichen Ödnis schwärmen, kombinieren könnte …«

Ausstellungsansicht – Skulpturenraum der Galerie Barbara Ruetz